Ich würde gerne sagen, mir fehlen die Worte, aber . . .

In einer Randnotiz des heutigen Abends lese ich bei SpiegelOnline und auch bei anderen Nachrichtenportalen eine Schlagzeile, die mich einfach nur schockierte.

„Deutschland will Erdogan-Kritiker ausweisen!“

Welchen Erdogan-Kritiker, will ich wissen und darf dann feststellten, dass doch tatsächlich ein Journalist gemeint ist und nicht irgendein Journalist, nein es handelt sich um Adil Yigit dem Journalisten, der vor einigen Wochen bei der Pressekonferenz von Angela Merkel und Erdogan ein T-Shirt trug, auf dem „Freiheit für die Journalisten in der Türkei“ stand und damit stumm gegen den türksischen Regierungschef demonstrierte.

Kritik ist im Kanzleramt nicht erwünscht!

Damals wurde Adil Yigit von Sicherheitskräften aus dem Raum geführt, er sagte damals noch „Ich habe nichts getan!“ Damals schrieb ich auf facebook, dass ich sehr wohl finde, dass er etwas getan hat, etwas richtiges, etwas notwendiges und etwas, dass meinen und unser aller Respekt verdient! In einem Land, in dem Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung angeblich vom Grundgesetz geschützt sind und einen besonderen Stellenwert haben, muss Kritik an einem anderen Staatspräsidenten möglich sein!

Damals vermisste ich eine Reaktkon unserer Bundeskanzlerin, die wortlos lächelnd dabei zusah, wie dieser Mann aus der Pressekonferenz geführt wurde. Ein Wort hätte genügt, um diese Farce vor laufenden Kameras zu verhindern und dieses Abführen zu verhindern. Stattdessen lies unsere Kanzlerin zu, dass Erdogan triumphieren konnte.

Auf einer späteren Stellungnahme lies man durch den Sprecher der Bundespressekonferenz lediglich mitteilen, dass politische Statements und Demonstrationen im Bundeskanzleramt und auch im Bundestag nicht erwünscht sind. Aber wenn nicht dort, wo dann? Wenn nicht beim Besuch des zu Kritisierenden, wann sonst?

Journalisten weisen wir aus, Straftäter lassen wir hier

In den Medien liest man von der Problematik Straftäter in ihre Heimatstaaten auszuweisen, weil die Sicherheitslage das nicht zuließe, aber bei einem Journalisten, der gegen einen angehenden Diktator demonstriert, machen wir mal eine Ausnahme. Er hat in der Türkei natürlich nichts zu befürchten, wird weiterhin seinem Beruf nachgehen können, seine Familie wird ganz normal weiterleben und überhaupt gibt es nur Regenbogen kotzende Einhörner in der Türkei.

Ich schäme mich für mein Land

In einem Land mit unserer Geschichte, in einem Land in dem Worte wie Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Gewaltenteilung und Pressefreiheit etwas bedeuten sollten, kann es doch nicht sein, dass wir einen Mann, der seit 36 Jahren in Deutschland lebt und im Schutz unserer Gesetze eine regimkritische Zeitung herausgibt, in genau das Land abgeschoben wird, gegen das er vorgehen will.

Wie tief sind wir gesunken, wenn wir solche Menschen nicht schützen, sondern abschieben und loswerden wollen. Dieser Journalist ist nicht gewalttätig, er hat niemanden attakiert, er hat lediglich von seiner Meinungsfreiheit gebrauch gemacht. Und nun macht man ihn mundtot durch Abschiebung!

Und die Presse schweigt!

Spannend ist, dass in der großen Tagesschau nichts davon erwähnt wird. Auch die restliche Presse ist still. Der Bericht über die drohende Abschiebung ist lediglich eine kurze Randnotiz wert. Wo ist der Aufschrei der Presse? Warum versucht niemand den „Kollegen“ zu schützen? Wo bleiben die Appelle an die Bundesregierung sich einzuschalten und diesen Schwachsinn zu beenden. Niemand scheit ernsthaftes Interesse zu haben die Pressefreiheit zu schützen.

 

 

 

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