. . . aber ist das noch mein Europa?

Großbritannien will raus aus der EU, damit ist es das erste Land in dem die Bürger das aussprechen, was auch in anderen Ländern unter der Oberfläche brodelt.Doch kaum will dieses Land raus aus dem Staatenverbund, fragt sich die Politik, was denn nun eigentlich passiert ist. Warum will ein Land dieses tolle Bündnis wohl verlassen? Haben die Bürger etwa nicht verstanden, wie toll die EU ist? Sehen sie die wirtschaftlichen Vorteile denn nicht? Verstehen Sie nicht, dass es jetzt für das Land deutlich schwieriger wird in der Weltwirtschaft mitzuspielen?

Ziel der EU war es Frieden zu schaffen und zu erhalten, eine gemeinsame Wirtschaftsunion unter der Nutzung der jeweiligen Stärken der Mitgliedsstarten, um dadurch eventuelle Schwächen besser kompensieren zu können. Eine bevormundenden Diktatur aus Brüssel war nie das Ziel!


Es geht nicht allein ums Geld und um Wirtschaft! Es geht um Menschen!


All diese Fragen stellt man sich derzeit in Brüssel und natürlich die Frage, was man anders machen müsste, die Damen und Herren in Brüssel wollen oder können sich offensichtlich aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in ihre Bürger hineinversetzen.

Man hat den Eindruck, dass die „schlauen“ Menschen in Brüssel so beschäftigt sind mit Lobbyisten, Industrievertretern, Diplomatie, Weltwirtschaft und der ständigen Suche nach noch mehr Wirtschaftswachstum, dass sie tatsächlich vergessen haben, dass sie eigentlich Volksvertrerter sind und sie den Willen des Volkes vertreten sollen! Sie argumentieren im Grund über Probleme und über Wirtschaftswachstum und nehmen die Ängste der Menschen schlicht nicht mehr wahr oder gar ernst.

Sobald jemand aus dem „normalen“ Volk, also aus dem Bereich des Volkes, welches mit Abstand die Mehrheit stellt – und das sind immer noch nicht die hochgebildeten und reichen – Sorgen, Ängste oder Unverständnis für das äußert, was in Brüssel beschlossen wird, kommen immer die gleichen Floskeln! Die Menschen sind zu dumm, um das zu verstehen, sie haben keine Ahnung, das sind nur Stammtischparolen und so schlimm wäre das alles ja gar nicht! Immerhin wäre doch das Wirtschaftswachstum so toll und die EU habe maßgeblich dazu beigetragen, dass es uns heute allen so gut geht! Gleich im Anschluss daran kommt dann die Nachricht, dass in Europa 16,7% der Gesamtbevölkerung ein sehr hohes Armutsrisiko hat! (Quelle: Statistisches Bundesamt), aber wen interessieren schon die paar Millionen Menschen! Dem Rest geht es ja gut, na ja zumindest so gut, dass sie nicht in die Statistik fallen. Das diese Zahl von der vorletzten zur letzten Erhebung noch gestiegen ist, statt wie von der EU geplant zu sinken, wird dann gerne vergessen zu erwähnen!

Viele Menschen haben genug von Brüssel, genug von einer Europäischen Union der Obrigkeiten, genug von geheimen Verträgen a la TTIP, Absprachen und Entscheidungen über den Kopf der Bürger hinweg.Entscheidungen, die von Menschen getroffen werden, die sie nicht kennen und die sie auch nicht wirklich selbst gewählt haben.

Sie fühlen sich entmündigt und nicht ernst genommen. Es entsteht ein immer stärkerer Unmut gegenüber „denen da in Brüssel“ und sie haben recht damit! Die EU beweist mit ihrem Handeln oder auch Nicht-Handeln immer wieder, dass sie sich selbst überlebt hat, die Idee stirbt langsam und wird zu Tode bürokratisiert. Der Bürger spielt keine Rolle in der Weltpolitik, der Bürger ist einer von Millionen, ein Sandkorn, ein Fliegenschiss. Irgendwie stört das Volk, es hat immer die falsche Meinung, keine Ahnung und will dann auch noch etwas erklärt haben. Margret Thatcher sagte einst: „Ich mag meine Abgeordneten, so lange sie das tun, was ich sage!“ Genau dieses Gefühl hat man derzeit in der Politik.

Die Politik versteht nicht, dass Wirtschaftswachstum zwar etwas gutes ist, aber es gibt immer Gewinner und Verlierer und die Menschen, die sich als Verlierer dieses Wahnsinns fühlen, werden immer mehr! Es ist sinnlos jemandem, der in Deutschland zum Mindestlohn von 8,54 Euro arbeiten geht etwas davon erzählen zu wollen, wie reicht wir doch alle sind. Einem 25jährigen alleinstehenden Mindestlohnempfänger in Vollzeit bleiben bei 1.425 Euro brutto, gerade einmal rund 1.060 Euro netto im Monat. Von diesem Geld soll er nun bitte Miete (bei ständig steigendem Mietspiegel), Strom, Heizung und auf jeden Fall auch Altersvorsorge bezahlen, ein bisschen was dar er dann noch zum Leben behalten und muss sich dann auch noch erzählen lassen, das wir ja alle so reich sind! Nicht zu vergessen, dass Vollzeitstellen in den niedrigeren Lohngruppen eher weniger vertreten sind. Dieser ist unglaublich reiche Vollzeitarbeitnehmer ist übrigens nicht Teil Eurer Armutsstatistik, er ist ja reich!

Die Wirtschaftsgläubigkeit unserer Zeit und der vergangenen Jahrzehnte gipfelt langsam in einer brodelnden Masse von – wir ihr sie nennt – dummen Menschen, die nichts verstanden haben. Doch genau diese Menschen werden mehr und genau diese Menschen sind es, die ihr verliert und genau das ist der Grund, warum radikale Ideen und nationale Gruppen immer mehr Zuwachs bekommen.


Niemand will ernsthaft zurück!


Natürlich ist die EU sinnvoll und es gibt reichlich Argutmente für die EU, die wirtschaflichen Vorteile sind nur der eine Teil, die Freiheiten, Friede und die Möglichkeit sich überall in Europa vollkommen frei bewegen zu können, sind unbestritten!

Die Politik sollte endlich mal aufhören zu behaupten, dass wir ins finstere Mittelalter zurückfallen würden, nur weil man die Diktatur aus Brüssel wieder beenden! Niemand möchte ernsthaft in die Zeit vor 1945 zurück, nieman will wieder Krieg in Europa und niemand will ernsthaft autarke Staaten!

Es war eine gute Idee und die Grundidee ist und bleibt gut! Doch auch Sozialismus ist von der Grundidee gut, aber in seiner Reinform nicht durchführbar! Europa in einer Wirtschaftsunion zusammenzuführen brachte 70 Jahre Frieden, Toleranz und Völkerverständigung. Eine einheitliche Europaregierung, mit eigenem Militär, eigener Finanzgewalt und ohne klare Regeln, war niemals Teil dieser Idee!

Die Uneinigkeit in vielen Fragen, wie man mit Krisen umgehen soll, das Aufweichen der einst erdachten Regeln für neue Mitglieder, das Verhalten während der Griechenlandkrise und der Flüchtlingskrise, das ständige Überschreiten der Kompetenzen, das Einmischen in die Souveränität der Mitgliedsstaaten und der erhobene Zeigefinger aus Brüssel sind es, die dazu führen, dass immer mehr Menschen sich nicht mehr mit der EU identifizieren können. In Wahrheit können sie sich einfach nur nicht mehr mit diesen „schlauen“ Politikern in Brüssel und der „Arbeit“ des Parlaments identifizieren!!

Als man die EU formte, machte man sich anscheinend keine Gedanken darüber, wie man mit Regelüberschreitern umgehen soll. Immer wenn Länder mehr Schulden machen, als sie eigentlich dürfen, beginnt Brüssel zu drohen und verhängt Strafen und Saktionen, als wenn das einem verschuldeten Land wirklich weiterhelfen kann. Was beim Volk ankommt ist doch klar, wenn beispielsweise einem Land wie Spanien – mit einer extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit – aus Brüssel mit dem ständig erhobenen Zeigefinger gesagt wird, dass die zu hohe Staatsverschuldung zu neuen Sanktionen führt. Brüssel spricht davon das man sparen müsse und der Arbeitslose Jugendliche in Spanien hat immer noch keinen Job! Brüssel ist also nichts eingefallen um zu helfen, sie haben keine Lösungsvorschläge, sie verhängen nur Saktionen! Also wo liegt dann bitte der Vorteil für diesen Teil der EU Bevölkerung?


EU reformieren, aber wie wollt ihr das machen?


In der EU geht seit dem Donnerwetter aus London, ein Reformgedanke herum, der sicherlich auch wieder im Sande verlaufen wird, so wie alle wichtigen Entscheidungen, die eigentlich mal getroffen werden müssten.  Wie will man eine Institution reformieren, die aus sich selbst heraus gar nicht mehr in der Lage ist sich zu reformieren.

Blicken wir in die Geschichte: Martin Luther hatte niemals die Absicht die Kirche zu spalten! Er wollte eine Reformation der bestehenden katholischen Kirche, aber diese Institution war nicht reformierbar und das führte zu einer Abspaltung der evangelischen Kirche.

Die EU kann sich selbt nicht reformieren, die Institutionen müssten sich ja teilweise selbst auflösen und wer wird sich schon selbst den Job streichen! Daher bin ich gespannt, wohin der Weg der EU führen wird!

Aber liebe Politiker in Brüssel, ich glaube nicht an eine große Reformation der EU. Ich glaube nicht, dass ihr verstanden habt, was die Menschen aufreibt und ich glaube nicht, dass Ihr die richtigen Fragen stellen wird. Daher werde ich mich weiterhin fragen, ob das was Ihr da in Brüssel treibt, wirklich noch mein Europa ist!

Ich wünsche mir: Ein Europa der Demokratie, ein Europa in dem das Volk in die Entscheidungen der Politik mit eingebunden wird und ein Europa in dem man die Sorgen und Ängste der Bürger tatsächlich ernst nimmt und nicht ständig übergeht.

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