ADHS – Wenn ein normales Verhalten zur Krankheit abgestempelt wird

Haben Sie als Kind gerne Hausaufgaben gemacht? Ich habe Hausaufgaben immer gehasst und mit der Zeit Strategien entwickelt, wie ich diese unliebsamen Arbeiten vor mich hinschieben konnte. Noch mal eben was trinken, noch ein Glas trinken, dringend noch eben mit den Eltern sprechen, das Zimmer aufräumen, was essen, alles was mir eben mehr Spaß machte, als Hausaufgaben!

Bereits in der ersten Klasse wurden meine Eltern zu einem Elterngespräch gebeten, weil „der Junge ständig den Unterricht damit störte, dass er über alles mögliche diskutieren wollte.“ Ich habe doch tatsächlich gefragt, warum 1+1 = 2 sein soll, warum wir gewisse Wörter groß und andere klein schreiben müssen, und warum wir das nicht auch anders machen könnten. Meine Lehrerinnen und Lehrer hatten in mir keinen einfachen Schüler, sondern einen Schüler mit dem sie ich auseinandersezten mussten.


Wie aus einem Kind, ein kranker Mensch gemacht wird


 

Als ich heute Morgen einen Beitrag im Fernsehen sah, war ich belustigt und gleichzeitig ein wenig geschockt. Es ging einmal mehr um die „Modekrankheit“ ADHS. Diese Krankheit, von der selbst ihr „Erfinder“ sagt, dass sie erfunden wurde und eigentlich gar kein Krankheitsbild ist.

Geschockt hat mich, dass da eine Junge Dame (19) war, die eine „neue“ Therapiemethode nutzt, damit sie weniger Medikamente nehmen kann.  Die Art, wie sie ihre Symptome beschrieb, war beängstigend. Sie sagte, sie hätte sich damals in der Schule immer leicht ablenken lassen und das sie immer ewig brauchte, um Hausaufgaben zu machen, sie hat immer versucht es herauszuzögern, ging nochmal was trinken, auf Toilette oder mit der Mutter sprechen. Unglaublich! Sie war ein Kind, das keine Lust hatte auf Hausaufgaben, das muss ja eine Krankheit sein, oder?!

Belustigt hat mich die Therapiemethode, da wird über das „Abgreifen“ des elektrischen Impulses der Nervenzellen im Gehirn, ein Flugzeug über einen Bildschirm geleitet, alleine durch die Macht der Konzentration! Wenn es gut geht, dann freut sich die Ärztin, wenn nicht, dann ist das auch okay (Zitat aus dem Interview). Wow, man das ist ja mal was neues, wenn ich ein Kind habe, dass sich schlecht konzentrieren kann, dann muss ich dem Kind beibringen, dass man sich konzentrieren lernen kann.

Ich mag mich täuschen, aber für diese Erkenntnis muss man nun keine hochkomplexe Maschine bauen, die ein Flugzeug sinnloserweise über den Bildschirm fliegen lässt. Konzentration kann man auch im Sport lernen, beim Yoga, bei Balancieren, beim Schacht, etc. Das wäre dann natürlich schwierig, weil man keinen Therapieerfolgt melden kann, keine Ärzte wären involviert, die Krankenkassen wüssten nicht, wie sie das abrechnen sollen und das Kind würde vielleicht sogar etwas sinnvolles machen, das geht natürlich nicht. Was wenn das Kind kein Talent zum Balancieren hat, dann könnte es ja einfach versuchen wollen, Schach zu spielen. Dann wäre die Therapie ja nicht gescheitert und die Pharmakonzerne könnten nicht mit der Wunderpille kommen, die alles gut macht.


Wenn das Kind nicht funktioniert, dann her mit den Drogen


Dies ist nicht der erste Bericht über diese merkwürdige Krankheit, vor einiger Zeit – kurz nach dem Tod des Erfinders der Krankheit, Leon Eisenberg) berichteten verschiedene Medien über ADHS, Mediziner diskutierten über Eisenbergs Aussagen auf dem Sterbebett und man hinterfragte endlich mal, ob es sinnvoll ist Kindern mit Medikamenten vollzupumpen!

Die FAZ berichtete damals ausführlich über ADHS und auch da fielen Sätze, die einen nachdenklich stimmen sollten. Mich stimmt es zumindest nachdenktlich, wenn ein Kind sagt: „Ohne Ritalin bin ich lustiger, aber ohne Ritalin kann ich mit den anderen in meiner Klasse nicht mithalten.“

Mediziner sind sich einig, das die Medikamten die „Krankheit“ nicht heilen, sie lindern die „Symptome“ und machen die Kinder ruhiger, einfacher, umgänglicher, funktionsfähiger! Sie verändern das Kind, eine Mutter sagte sogar, sie hätte durch die Tabletten ein „Völlig neues Kind bekommen!“ Na herzlichen Glückwunsch.

Risiken, Nebenwirkungen, Abhängigkeiten… egal, hauptsache das Kind ist still, kann dann auf ein Gymnasium gehen und eine ordentliche Karriere anstreben. Wer braucht schon Querdenker, Menschen mit einer Meinung. In unserer heutigen Gesellschaft sind sie nicht mehr gewollt, wir haben keinen Platz für Menschen mit diesen Fähigkeiten, denn im Grunde sind es genau das, es sind Fähigkeiten. Fähigkeiten, die uns die Natur mitgegeben hat!


Eine Gesellschaft der Roboter!


 

Ich möchte die Situation nicht schön reden, ich beneide niemanden, der ein anstrengendes Kind hat und ich beneide auch die Lehrer nicht, die mit diesem Kind umgehen müssen, aber Generationen vor uns hat sich die Menschheit bereits mit dieser Art von Kindern beschäftigt. Heute haben wir dafür einen Begriff, ein medizinisches Krankheitsbild und damit eine Abwertung der Menschen, denn ADHS ist ein Stempel, den man sein Leben lang nicht mehr los wird!

Fragen Sie mal eine Versicherung, welche chancen ein ADHS Kind als erwachsener auf eine private Krankenversicherung, eine Lebensversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat.Oder einen Arbeitgeber, ob er ohne Vorbehalte einen Auszubildenden einstellt, von dem er weiß, dass er regelmäßig Ritalin nimmt.

Unsere Gesellschaft will es sich einfach machen, wir wollen funktionsfähige Untertanen, die gefälligst tun was man ihnen sagt und nicht auf die Idee kommen zu widersprechen! Man will keine unbequemen Kinder, keine Kinder mit Bewegungsdrang. Man will Ruhe!

Ist es nicht interessant, dass bereits im Struwelpeter vom Zappel Phillip, dem Suppenkasper, dem Hans-guck-in-die-Luft oder auch dem bösen Friedrich zu lesen ist?! Diese Geschichten wurden Kinder erzählt und zeigten Eltern, dass ihr Kind nicht das einzige ist, das vielleicht ein wenig über die Strenge schlägt.

Früher nannte man sie einfach nur anstrengend und nahm die Herausforderung an, man beschäftigte die Kinder, man forderte sie und nahm sie als Teil der Gesellschaft an. Heute . . . heute in unserer ach so toleranten Welt, drücken wir ihnen einen „Du bist krank“-Stempel auf. Wie es dem Kind damit geht, dass es nicht normal ist, das es krank ist und das alle Klassenkameraden und alle in seiner Umgebung das auch so gesagt bekommen, ist doch egal. Hauptsache die Lehrer, die Eltern und die Gesellschaft haben eine Erklärung für ein natürliches Phänomen.


Kinder müssen Kinder bleiben dürfen!


 

Ich habe selbst ein Kind und ich bin heute schon gespannt, ob mich jemals ein Kindergarten oder eine Schule auf ADHS ansprechen werden.

„Wie oft hab ich den Spruch gehört:
Ihr Sohn hat nur geträum,
Ihr Sohn hat mit Papierfizeln geschossen,
Ihr Sohn  hat trotz Ermahnung seinen Platz nicht aufgeräumt
Ihr Sohn hat sein Tuschwasser ausgegossen

und nie

Ihr Sohn ist vor der ganzen Klasse aufgestanden
für einen den sie beinigten und quälten, bis aufs Blut
In dieser Welt, kommen uns die wahren Werte abhanden,
in dieser Schule gibt es kein Fach, Menschlichkeit und Mut!“
(Faut in der Hand, Reinhard Mey)


 

 

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