Als man sich die Demokratie in Europa als Staatsform „ausdachte“ waren die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend anders. Abgesehen von die ständigen Kriegen und den machthungrigen Alleinherrscher, war auch die Altersstruktur eine andere. Betrachtet man die Alterspyramide in Deutschland, im Jahr 19010, stellt man fest, dass es deutlich mehr junge Leute im Verhältnis zu alten Menschen gab. Das ware die Verteilung der Alterschichten, die sich die Weimarer Republik ausdachten, die Grundpfeiler einer Demokratie in Deutschland aufbauten und sich etwas dabei dachten, dass das Volk zukünftig über politische Entscheidungen entscheiden sollte.
Die jungen bestimmten die Politik, die Alten führten sie aus
Der Gedanke war, dass eine Volksbeteiligung die Willkür beendet, den Machthunger und auch das festhalten an der Macht der Monarchen beendet und so auch der Altersstarrsinn, von dem sich niemand freizeichnen kann, des alternden Adels und der alternden Machtinhaber entgegengewirkt werden kann. Es ist halt menschlich, dass man im Alter die Welt anders sieht, einiges hinnimmt und sich damit abfindet, dass sich gewisse Dinge sich nicht ändern lassen. Je älter wir werden, desto mehr halten wir an dem fest, was wir haben und desto weniger sind wir bereit uns und die Welt um uns herum zu ändern.
Doch die Verhältnisse änderten sich und ändern sich weiter
In den letzten Jahrzehnten, haben wir unglaubliches erreicht. Neue Entwicklungen, Erfindungen, bessere medizinische Versorgungen usw. Vor allem haben wir erreicht, das jeder Mensch immer älter wird. Schaut man sich den demogrphischen Wandel an, so verändert sich das Verhältnis zwischen Alt und Jung zu gunsten der Alten und zu Lasten der Jungen. Das bedeutet aber nicht nur, dass die Jungen die Kosten für die Altersversorgung tragen müssen, viel mehr bedeutet es, dass sich die Stimmverhältnisse und das Stimmverhalten in unseren Demokratien zu Lasten der Jungen verändern. Das war bei der Gründung unserer demokratischen Staaten so nicht gedacht!
Bereits 1950 stellten die „jungen Wähler“ zwischen 16-32 Jahren noch 24% der Bevölkerung, zwar durften 16jährige damals noch nicht wählen, waren aber bereits politisch interessiert und konnten bei der kommenden Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Die Bevölkerung über 32 Jahre, stellte damals mit 51% die Hälfte der Bevölkerung.
Bei der letzten Bundestagswahl 2017, stellte die Bevölkerungsgruppe der 16-32jährigen, schon nur noch 21%. Dahingegen stammen 64% der Bevölkerung aus der Gruppe der über 32jährigen.
Bei der nächsten geplanten Bundestagswahl, wird sich diese Verteilung wieder weiter zu Gunsten der Gruppe der über 32jährigen verschieben, wenn auch nur um 1%, auf 65%.
Im Jahr 2033 wird die Gruppe der über 32jährigen mit 67% der Bevölkerung eine 2/3 Mehrheit der Bevölkerung stellen, die Gruppe der 16-32jährigen wird nur noch mit 18% vertreten sein.
Die Alten regieren, die Alten entscheiden in den Wahlen, die Jungen müssen es ausbaden
Schon heute beklagt die Jugend, dass sie von der Politik nicht ernst genommen wird, sie beklagt, dass sich nichts entscheidendes verändert und sie sie klagt über die „Alten“. Die Alten hingegen machen das, was sie immer gemacht haben, sie ignorieren die Jugend, wenn sie es können, sie verharren in ihrer Machtstarre und haben Angst Macht zu verlieren. Sie werden altersstarrsinnig und wollen den Status Quo halten, was nach ihrem Tod kommt, interessiert sie nicht wirklich, das müssen ja dann andere – dann auch alte – ausbaden!
Die „Demokratielüge“
In der Schule lernen wir, dass unsere Stimmen zählen und das jeder eine Stimme hat, die dann gleichwertig gezählt werden, doch so richtig stimmt das nicht. Natürlich zählt jede Stimme, aber wenn von 100 Leuten die Hälfte über 50 Jahre alt ist, dann haben die Alten deutlich mehr Macht, als die Jungen.
Demokratie-Evolution; eine Idee
Ich höre und lese immer wieder Kritik an der Demokratie, an den Strukturen und dem Verhalten der Alten, die über die Köpfe der Jungen hinweg regieren und wie üblich ein Trümmerfeld hinterlassen werden, dass dann hoffentlich ein anderer aufräumt.
Wie wäre denn mal eine Evolution in der Demotraktie. Die Struktur der Wähler wird bereits erhoben, auch das Alter wird bei Wahlen erhoben. Wie wäre es, wenn wir tatsächlich jede Stimme zählen lassen und zwar jede Stimme gleichwertig! Es wäre doch ein leichtes, eine Gewichtung der Stimmen einzuführen, oder?!
Man erhebt die Stimmen, das Alter und deren Anteil an der Bevölkerung. Im Anschluss werden einige Stimmen mit dem Faktor 1 multipliziert, andere mit einem niedrigeren Faktor (bei der momentanen Verteilung die Stimmen der älteren Wähler) und wieder andere mit einem höheren Faktor (die Stimmen der jüngeren bei der momentanen Verteilung). So würde am Ende jede Stimme tatsächlich gleichviel zählen und ich könnte mir vorstellen, dass dann auch wieder mehr Politik für jüngere Wähler gemacht wird, weil diese dann endlich die Macht bekämen, die ihnen – als die Generation, die das ausbaden muss was heute entschieden wird – zusteht.
Wie gesagt, nur ein Gedankenspiel.
Aktuelle Grafik des statistischen Bundesamtes
Die aktuellen Erhebungen können Sie hier sehen, die Grafik kann an die Jahreszahlen angepasst werden.